Vertrauen

Wenn das Jahr zu Ende geht, habe ich immer das Bedürfnis, meinen Vertrauenspegel genauer unter die Lupe zu nehmen. Ich lasse das Jahr Revue passieren und begebe mich auf Spurensuche: Wem habe ich neu mein Vertrauen geschenkt? Wer hat einmal mehr bewiesen, dass man ihm/ihr bedingungslos vertrauen kann? Welchen Vertrauensbruch habe ich erfahren und wie bin ich damit umgegangen? Wem bin ich mit Misstrauen begegnet und hat es sich als gerechtfertigt herausgestellt? Wessen Vertrauen habe ich vielleicht unbewusst verletzt und was habe ich daraus gelernt?

Es ist nicht einfach, auf diese Fragen ehrlich zu antworten, wenn es um einen selbst geht. Wann immer unser Vertrauen erschüttert wird, werden wir uns unserer eigenen Verletzlichkeit bewusst. Wenn wir selbst das Vertrauen eines Menschen gebrochen haben, müssen wir mit dem Schamgefühl zurechtkommen. Vertrauen aufbauen und aufrecht erhalten wollen kann ein Charakterzug oder eine bewusst gewählte Lebensaufgabe sein.

Manche von uns sind von Natur aus eher vertrauensvoll, manche eher misstrauisch gegenüber anderen Menschen eingestellt. Am besten erkennt man das in einer Situation, wo etwas Neues beginnt, z.B. ein neuer Job oder eine neue Führungsaufgabe: Gehe ich davon aus, dass mir Wohlwollen entgegenschlägt oder höre ich auf jene innere Stimme, die mich auf Schritt und Tritt vor Risiken warnt und zur Vorsicht mahnt? Inwiefern ist mein Vertrauen geknüpft an Erfolgserlebnisse und Misserfolge? Habe ich das Gefühl, mir Vertrauen erkämpfen zu müssen und wie schwer fällt mir das? Oder vertrauen andere mir spontan und woran mag es liegen? Wenn ich Urvertrauen in meine inneren Ressourcen habe, bedeutet es automatisch, dass ich auch anderen Menschen schneller vertraue? Ist es für mich massgeblich, eine Vertrauensperson zu sein und warum (nicht)?

Wie sehen Sie das? Denken Sie, dass vertrauensvoll zu sein vererbt oder gelernt wird? Ist Vertrauen immer absolut oder sollte man es je nach Umständen dosieren? Ist das Vertrauen in Ihre eigenen Kräfte oder in Ihre Mitmenschen noch gleich wie vor dem letzten Familiendrama, vor dem letzten Jobwechsel oder vor der Pandemie?

Wem wir vertrauen, hängt davon ab, wie hoch unsere Erwartung ist, von anderen Menschen nicht enttäuscht zu werden. Es ist in Ordnung, jemanden nicht ins Neue Jahr mitzunehmen, wenn Sie dieser Person nicht (mehr) vertrauen. Aber sich selbst können Sie nicht zurücklassen!

Darüber sprechen zu wollen heisst zu erkennen, dass eine Standortanalyse mit behutsamer Zielsetzung und Massnahmenerarbeitung für Sie nutzbringend und aufbauend sein könnte. Gerne stehe ich Ihnen zur Verfügung, um Sie durch den Prozess zu leiten, wenn Sie dazu bereit sind.

Mögen Sie inzwischen gesegnete Festtage verbringen und vertrauensvoll dem Jahreswechsel entgegensehen!

Herzlich, Ihre Tatjana Gaspar