Die perfekte Mission Impossible:

Warum Perfektionismus der stille Killer der Freude, Kreativität und Authentizität ist

Wir leben in einer Kultur, die Perfektionismus oft wie ein Ehrenabzeichen feiert. „Sie ist so eine Perfektionistin“, sagen die Leute und meinen es als Kompliment, als Zeichen für hohe Ansprüche, Ehrgeiz und einen unbändigen Drang zum Erfolg. Doch hier ist die unbequeme Wahrheit: Perfektionismus ist keine Stärke. Er ist eine Falle. Eine schillernde, verführerische zwar, aber dennoch eine Falle. Perfektionismus ist eine Eigenschaft, die oft uns Frauen zugeschrieben wird. Wird er bemerkt, bekommen wir das Signal, dass wir stolz darauf sein dürfen, die Erwartungen anderer erfüllt zu haben. Doch wie steht es mit unseren eigenen Erwartungen? Und was haben sie mit Perfektionismus zu tun?


Perfektionismus: Ein verkappter Mindfuck

Auf den ersten Blick wirkt Perfektionismus edel. Er tarnt sich als Fleiß und Ehrgeiz. Doch im Grunde wurzelt er oft in Angst – der Angst, nicht genug zu sein, verurteilt, abgelehnt oder übersehen zu werden. Er erzeugt einen inneren Druck, ständig Leistung zu erbringen, Ergebnisse zu liefern und alles zu kontrollieren. Doch egal, wie sehr wir uns bemühen, „perfekt“ ist ein bewegliches Ziel – eines, das wir nie erreichen.


Deshalb ist Perfektionismus der perfekte Mindfuck: Er setzt unmögliche Standards und gibt uns dann die Schuld, wenn wir sie nicht erreichen. So geraten wir in eine Endlosschleife. Wir geben uns mehr Mühe, tun mehr und haben trotzdem das Gefühl, nicht zurechtzukommen. Und schlimmer noch: Wir glauben der Lüge, wir wären endlich sicher, erfolgreich und akzeptiert, wenn wir nur ein bisschen härter arbeiten und es ein bisschen besser machen würden.


Aber das werden wir nicht. Denn Perfektionismus kennt keine Ziellinie. Und was genau bedeutet „härter“ und „besser“? Das müsste auch erst einmal definiert werden?


Selbstsabotage im schönen Kleid

Perfektionismus ist eine der gesellschaftlich akzeptiertesten Formen der Selbstsabotage. Er sieht aus wie Produktivität, ist aber oft nur getarnte Prokrastination. Wir warten mit dem Launch unserer Website, bis sie „genau richtig“ ist. Wir zögern, uns auf diese Stelle zu bewerben, weil wir „noch nicht ganz bereit“ sind. Wir schreiben den Beitrag oder die E-Mail zehnmal um und drücken nie auf „Senden“.


Die wahre Gefahr? Wir reden uns ein, klug, verantwortungsbewusst oder strategisch zu handeln, während wir uns in Wirklichkeit selbst davon abhalten, aktiv zu werden, sichtbar zu sein und Einfluss zu nehmen. Und all das nur, weil wir Angst haben, als fehlerhaft angesehen zu werden.


Das Paradoxe daran ist: Je mehr wir versuchen, perfekt zu sein, desto mehr entfremden wir uns von unserer Kraft und letztlich von uns selbst.


Der Tod von Kreativität und Flow

Kreativität gedeiht nicht in Perfektion. Sie gedeiht im Spiel, in der Neugier, in der Unvollkommenheit und im Risiko. Sie ist auf Möglichkeiten, Optionen und die Zukunft ausgerichtet, während der Perfektionismus statisch ist und sich um seine eigene Achse der Unsicherheit dreht. Wer versucht, perfekt zu sein, erforscht nicht, sondern kontrolliert. Er korrigiert sich selbst, bevor er überhaupt anfängt.


Perfektionismus aktiviert den inneren Kritiker. Das ist diejenige Stimme, die uns zuflüstert: Das ist nicht gut genug. Du bist nicht gut genug. Andere haben mehr Erfahrung. Die Leute werden lachen. Du wirst scheitern. Es ist zu spät. Du willst es zu sehr. Bist du dir sicher? Hast du keine Angst davor? So viele sind vor dir gescheitert. Diese Stimme ist Gift für Innovation, Spontaneität und Selbstvertrauen. Sie hindert uns daran, zu experimentieren, durch Misserfolge zu wachsen und wirklich auszudrücken, was in uns steckt.


Mit anderen Worten: Perfektionismus killt die Muse!


Authentizität kann in Perfektionismus-Luft nicht atmen

Authentizität bedeutet, sich so zu zeigen, wie man ist – nicht so, wie man denkt, man sollte sein. Sie ist chaotisch, sie ist echt, sie ist ehrlich. Doch Perfektionismus verlangt von uns, unsere Ecken, Kanten und Falten zu glätten, unser Image zu pflegen und nur die polierten Highlights zu zeigen. Er verlangt von uns, unsere Verletzlichkeit zu verbergen, die der Schlüssel ist zu Vertrauen, Verbundenheit und Einflussnahme.


Die Folge? Wir schaffen Distanz zu anderen und zu uns selbst.


Anstatt authentisch zu sein, versuchen wir zu schauspielern. Doch die meisten von uns sind keine Schauspieler. Ein Schauspieler schlüpft in eine Rolle und versucht, sie perfekt zu spielen. Im wirklichen Leben hat er oder sie jedoch nichts mit dieser Rolle gemeinsam. Bewundern wir die perfekte Leinwand- oder Bühnenperformance, vergessen wir, dass sich unter der Maske ein echter

Mensch verbirgt. Unsere Rolle hingegen besteht nicht darin, zu schauspielern und eine Maske zu tragen, sondern im wirklichen

Leben authentisch und glaubwürdig zu sein.


Wenn wir versuchen, perfekt zu sein, hören wir nicht mehr auf unsere Intuition. Wir ignorieren unsere Bedürfnisse. Wir performen, anstatt präsent zu sein. Wir schützen unser Image, anstatt die Beziehung zu pflegen zu unserem Publikum, unseren Kunden und unserem inneren Ich.


Uns selbst verlieren im Versuch, alles zu sein

Eine der größten Gefahren des Perfektionismus ist, wie still und leise er uns das raubt, was am wichtigsten ist: unsere Energie, unsere Zeit, unsere Freude. Wir überdenken jede Entscheidung. Wir übertreiben jede Aufgabe. Wir überanalysieren jedes Wort. Wir verausgaben uns beim Versuch, alles „genau richtig“ zu machen, selbst wenn niemand sonst den Unterschied bemerken würde.


Gleichzeitig verpassen wir den Moment. Die wahre Verbindung. Den kreativen Funken. Die spontane Idee. Das Gefühl von Leichtigkeit und Unbeschwertheit, das sich aus dem Sein ergibt, nicht nur aus dem Tun.


Wir vergessen, wer wir sind, wenn wir ständig versuchen, mehr zu sein.


Das Gegenmittel? Entwicklung, Präsenz und Erlaubnis.

Ich schlage vor, eine Vereinbarung mit uns selbst zu treffen. Das ist die Kernbotschaft: Von nun an, lass gut genug gut genug sein!

Nicht, weil es uns egal ist, sondern weil es uns wichtig genug ist, um unsere Energie und unser Lebensziel nicht länger im Namen von etwas Unerreichbarem zu sabotieren. Erlauben wir uns, menschlich und verletzlich zu sein und uns in unserer Unvollkommenheit zu zeigen.


Fang also an, bevor du dich bereit fühlst. Teile es, bevor es perfekt ist. Sprich, bevor du den vollständigen Plan im Kopf hast. Du darfst in der Bewegung wachsen. Nicht Perfektion ist das Ziel, sondern Präsenz, Entwicklung und Sinnhaftigkeit.

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