Finden Sie es nicht erstaunlich, wie viele Menschen keine Kritik zulassen? Bestimmt kennen auch Sie das Gefühl, wenn sich im Angesicht von Kritik augenblicklich unser innerer Verteidigungsmechanismus in Bereitschaft versetzt: Jede sachliche Betrachtungsweise ist im Nu ausser Gefecht und ein produktives Gespräch wird unmöglich. Wir reagieren auf Kritik oft so emotional wie auf eine Beleidigung oder so heftig wie auf einen Angriff und zeigen damit unsere Unsicherheit. Wer im Umgang mit Kritik gelassener und offener werden will, kann versuchen, den Ursachen der eigenen Unsicherheit auf die Spur zu kommen oder sie mit Methode austricksen, bis sie verschwindet.
Gehen wir einmal davon aus, dass es nur konstruktive Kritik gibt. (Destruktive Kritik hat mit dem Botschaftsempfänger in der Regel nichts zu tun, sie qualifiziert nur den Gemütszustand des Senders. Wir können sie also getrost vergessen.) Konstruktive Kritik ist wohlwollend, wertschätzend, motivierend, zielführend und weiterbringend – im Grunde ein Geschenk des Lebens. Damit zeigt uns unser Mitmensch, welch hohen Stellenwert wir in seinen Augen haben.
In einer komplexen Welt, in der jede(r) von uns Teil verschiedener Systeme oder Netzwerke ist und darin nach Erfolg strebt, gehört konstruktive Kritik als fester Bestandteil dazu. Sie ist ein Messinstrument für die eigene Optimierung und ein Kompass, der uns hilft, die Richtung zu halten oder zu korrigieren. Sie ist keine Attacke, also brauchen wir uns nicht zu verteidigen. Sie ist keine absolute Wahrheit und kann auch nicht widerlegt werden, denn wir können nicht bestimmen, wie jemand anderes uns und unser Verhalten erlebt.
Kritik annehmen können und für die Selbstreflexion nutzen ist eine lernbare Kunst für sich. Wer konstruktive Kritik zulässt, beweist Grösse und Reife. Wer konstruktiv Kritik übt, beweist Führungsqualitäten, Souveränität und Empathie.
Hier eine Übung: Erklären Sie einem Menschen, den Sie respektieren und auf dessen Meinung Sie Wert legen, Ihr Vorhaben oder Anliegen. Bitten Sie aktiv um eine konstruktive Kritik. Seien Sie dabei offen und denken Sie, dass der andere Mensch Ihnen nur Gutes wünscht. Wenn Sie etwas «Kritisches» hören, reagieren Sie nicht mit Rechtfertigung und Ablehnung. Fragen Sie, was dazu geführt hat, dass dieser Mensch so empfindet. Danken Sie Ihrem Gegenüber am Schluss für die Offenheit. Diese Erfahrung wird bei Ihnen beiden garantiert ein positives Gefühl hinterlassen.
Auf jedem Level hilft uns die konstruktive Kritik der anderen, zu wachsen, unser Verhalten anders zu betrachten und vielleicht unser Vorhaben zu optimieren. Üben wir Kritik mit Fingerspitzengefühl und so respektvoll, wie wir uns wünschen, von anderen Menschen Kritik zu empfangen.
Wie wir wissen, ist das konsequente Umsetzen von konstruktiver Kommunikation vor allem in Familien, Gruppen und Teams oft schwierig: Persönlichkeiten verschiedenen Alters und aus unterschiedlichen kulturellen Kreisen mit unterschiedlichem Erfahrungsschatz begegnen sich in einem Universum von Zielsetzungen, Verpflichtungen, Konkurrenzkampf, Existenzsorgen und Anpassungen auf sich oft ändernde Begebenheiten. Dabei gilt es, auf Fairness, Diversität und Inklusion zu achten, jeder und jedem Raum für Weiterentwicklung zu bieten und jegliche Diskriminierung zu vermeiden. Keine leichte Aufgabe, eher schwer zu stemmen ohne externe Hilfe! Sollte Bedarf danach sein, bin ich gerne bereit, für Sie und Ihre Familie oder Ihr Team einen ausgewogenen Motivations-Workshop rund ums Thema «positive Kommunikation und konstruktive Kritik» zusammenstellen.
Mögen Sie inzwischen von Ihrem Umfeld reichlich Wertschätzung erhalten!
Ihre Tatjana Gaspar
